"Für die Kids ist es aufregend zu uns zu kommen"

Wanda Menger, HR Total Rewards Consultant bei SAP, betreut ehrenamtlich das Projekt Cleverlinge² in Kooperation mit „Big Brothers Big Sisters Deutschland“, bei dem Mitarbeiter von SAP ein Jahr lang Mentoren für Schüler einer vierten Klasse sind. Sie unterstützen die Neun bis Zehnjährigen dabei, ihr Potenzial zu entfalten und zu verantwortungsvollen Menschen heranzuwachsen.

Die Kinder einer vierten Klasse der Emmertsgrund-Grundschule Heidelberg haben einen „großen Bruder“ oder eine „große Schwester“ bei SAP. Wie oft und für welche Aktivitäten treffen sich die Geschwisterpaare? Ein Bus holt die Kinder und ihre Lehrerin alle 14 Tage an der Schule ab und fährt sie zu SAP nach Walldorf. Dort treffen sie ihre Mentoren und essen mit ihnen zu Mittag. Danach macht jedes Tandem etwas Eigenes. Entweder sie spielen, basteln oder lesen in einer der Kaffeeecken oder in der Kantine. Oder der Mentor zeigt seinem Schützling etwas am Computer. Bei schönem Wetter können sie auch zum Spielen nach draußen gehen. Manchmal gibt es auch ganz besondere Gruppenevents, wie einen Ausflug in die SAP-Arena. Demnächst wollen ein paar Mitarbeiter einen kindgerechten Workshop zu Design Thinking durchführen – ein Konzept zu visuellem Denken. Es gibt auch einen Streitschlichterkurs. Besonders gefällt mir, dass diese Gruppenveranstaltungen von Kollegen organisiert werden.

Im echten Leben werden große Brüder oftmals gerufen, wenn man sich gegen andere wehren möchte, und große Schwestern geben die hohe Kunst des Schminkens weiter. Was erwarten die Cleverlinge-Grundschüler von ihren neuen SAP-Brüdern und Schwestern? In erster Linie erwarten sie etwas Neues und finden es sehr aufregend, ihre Mentoren bei der SAP zu besuchen. Jemanden, der ihnen hilft sich zu wehren, brauchen sie sicherlich nicht, aber ein Vorbild sind die Mentoren schon, also jemand, zu dem sie aufschauen können. Die Kids sind stolz, dass da jemand ist, der sich nur um sie kümmert. Denn Kinder brauchen viele Ansprechpartner, um verschiedenste Perspektiven auf die Welt kennen zu lernen.

Es heißt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Braucht also heute ein Kind ein ganzes Unternehmen, um es großzuziehen? Es ist tatsächlich schwieriger für Kinder geworden, viele Bezugspersonen zu haben. Familien werden immer kleiner und verstreuter. Bei manchen Kindern, oftmals bei alleinerziehenden Elternteilen, ist das Umfeld besonders eingeschränkt. Hier setzt das Programm an. Die Kinder sollen ihren Horizont erweitern und flexibler werden. Ideen, was man so alles mit seinem Leben anfangen kann, werden gepflanzt.

Was bewegt Ihre Kollegen, sich als Big Brother oder Big Sister zu engagieren? In erster Linie sicher das Bewusstsein, dass es notwendig ist, für unsere Gesellschaft etwas zu tun. Motivation ist aber auch das, was man für sein Engagement zurück bekommt: Die Freude über ein Kinderlächeln. Der Einblick in Kinderwelten. Manche haben selbst Kinder, für manche sind es ganz neue Erfahrungen, weil sie noch jung sind oder weil sie nie Kinder bekommen haben. Eine Kollegin freut sich immer auf das kleine Geschenk, das ihr Mentorenkind mitbringt, zum Beispiel ein selbstgemaltes Bild oder etwas Gebasteltes. Und sie üben, geduldig zu sein. Bei Kindern funktioniert das „Schnell, Fix, Fix“ unseres Büroalltags nicht.

Dazu kommt, dass das Programm Cleverlinge² einen Rahmen bietet, in dem die Berührungsängste nicht so groß sind und der organisatorische Aufwand minimal gehalten wird. Zwar ist es ehrenamtliche Arbeit, aber das Wochenende bleibt frei für andere Dinge.