Soziales Engagement trifft digitale Innovation

Dr. Joana Breidenbach ist Mitgründerin von betterplace.org. Die Onlineplattform steht für innovative und transparente Wege, Geld zu Spenden. Im betterplace lab analysiert die Kulturanthropologin nun auch, wie soziales Engagement von digitalen Trends und innovativen Technologien profitieren kann. Gemeinsam mit SAP arbeitet das betterplace lab an Projekten, um gemeinnützige Organisationen auf den „digital-sozialen Wandel“ vorzubereiten.

Frau Dr. Breidenbach, Sie beschäftigen sich intensiv mit digitalen Trends im sozialen Sektor. Was ist der Mehrwert digitaler Technologien für soziale Organisationen? Häufig sind die Abläufe in Organisationen des sozialen Sektors eine „Black Box“: Die Kommunikation nach außen geht oft erst beim Spendenaufruf los. Digitale Technologie macht Engagement transparenter und eröffnet neue Möglichkeiten zur Teilnahme. Gerade junge Menschen werden in Zukunft eine andere Form von Rechenschaft und Vergleichbarkeit erwarten. Wir vom betterplace lab glauben Transparenz ist ein Hebel, um soziale Arbeit effizienter und effektiver zu machen.

Gibt es digitale Trends, die Organisationen nicht verpassen sollten? Digital Storytelling ist ein großes Thema: Das Internet bietet eine tolle Chance, Geschichten informeller zu erzählen. Online sieht das Publikum am liebsten, dass jeder Mitarbeiter bloggt und twittert. Das macht die Arbeit von Organisationen anschaulicher und wirkt motivierend und authentisch. Eine große Chance für die Weiterentwicklung von Organisationen ist es, ihre Onlinekanäle nicht nur als eingleisiges Medium zu nutzen, sondern um zu bestimmten Themen zu „netzwerken“. Durch regelmäßiges Feedback können sie den Puls der Zielgruppe erfassen und mit diesen Informationen passgenauere Projekte entwerfen. Für das Fundraising ist es deshalb ganz wichtig,InteressierteauchalsMultiplikatoren zu verstehen und nicht nur als Spendenmaschine.

Was ist aus Ihrer Sicht die Verbindung zwischen einem Softwareunternehmen wie SAP und Organisationen, deren Credo es ist, für eine sozialere Gesellschaft zu arbeiten? Was wir sehen ist, dass Softwareund Telekommunikationsfirmen verstanden haben, welche Macht digitale Werkzeuge haben. Das sind für uns sehr wichtige Verbündete, denn sie erkennen das Potenzial von sozialdigitalen Themen. Unternehmen haben Kompetenzen, die gemeinnützigen Organisationen fehlen, und können damit Großes bewegen.

Gibt es ein konkretes Beispiel wie Unternehmen digitale Innovationen in sozialen Organisationen unterstützen können? Ich persönlich finde es sehr wichtig, eine bessere Informationsgrundlage für die Strategie von sozialen Organisationen zu entwickeln. Deshalb ein Beispiel aus dem Big DataBereich, also der Vernetzung von Daten aus dem Internet. Einen wichtigen Beitrag leisten hier sogenannte Hackathons. Das sind Treffen von Softwareprogrammierern und sozialen Organisationen. Die Programmierer entschlüsseln tausende Dateien, die im Netz umherfliegen und relevante Daten für die Organisation beinhalten. Sie haben die Kompetenz, diese Daten systematisch zu analysieren und grafisch abzubilden. Für eine Organisation in der Jugendhilfe könnte zum Beispiel eine Karte generiert werden, die aus unterschiedlichsten Quellen Kennziffern und Indikatoren zu regionaler Kinderarmut darstellt und verbindet.

Wie kommen das betterplace lab und SAP ins Spiel?

Wir wissen, dass mittlere und kleine regionale Sozialorganisationen häufig vor der Frage stehen, was Digitalisierung eigentlich für sie bedeutet. Gemeinsam mit SAP Corporate Social Responsibility wollen wir anhand einer Studie analysieren was die Bedarfe von sozialen Organisationen im digitalen Bereich sind. Daraus entsteht dann beispielsweise ein Social Media-Leitfaden. Mit diesem geben wir Organisationen Tools an die Hand, um im Internet zu starten. Ein weiteres Projekt werden Workshops sein, bei denen es um Fundraising-Strategien oder das Aufgreifen digitaler Trends wie eben des Digital Storytelling gehen wird.

SAP entwickelt Software für betriebswirtschaftliche Abläufe. Sehen Sie hier Möglichkeiten, von denen auch gemeinnützige Organisationen profitieren können?

Auf jeden Fall! Mit interessierten Organisationen werden wir gemeinsam das Modell der Hackathons ausprobieren. Die Organisationen skizzieren ihre Vision oder ihr Problem. Im Rahmen von Volunteering-Aktionen haben SAP-Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zur Lösung dieser Herausforderungen einzusetzen. Die Idee ist, dass daraus Tools entstehen, die den Organisationen helfen, ihre Aufgaben besser zu meistern.